Protest gegen die „Sommerakademie“ des faschistischen IfS – 02.09. – 04.09.2022

Vom 02. bis 04. September 2022 fand die Sommerakademie des „IfS“ in Schnellroda unter dem Motto „Geopolitik“ statt. Circa 100 Teilnehmer*innen wurden mit rechtsextremer Ideologie bespielt. Zudem zeigte sich abermals der Vernetzungscharakter der „IfS“-Veranstaltungen.

Wir begleiteten die „IfS“-Veranstaltung kritisch durch einen kleinen Gegenprotest am 03. und 04. September unter dem Motto „Internationale Solidarität statt faschistischer Geopolitik!“ mit Musik und Informationsmaterial.

Teilnehmer der IfS Veranstaltung am Infostand des Gegenprotests

Teilnehmer der IfS Veranstaltung am Infostand des Gegenprotests

Die Teilnehmer setzten sich aus unterschiedlichen Strukturen der extremen Rechten zusammen. Die „IfS“-Veranstaltungen sind nicht ausschließlich als Schulungs-Events der Neuen Rechten zu verstehen, sondern ebenso als Möglichkeit zur Vernetzung innerhalb der Szene. Neben vielen Anderen waren Mitglieder der offen neo-nazistischen Gruppe „Junge Tat“ aus der Schweiz [1,2] sowie Mitglieder der „Identitären Bewegung“, zum Beispiel der Chefideologe der „IB“ Österreich Martin Sellner [3] anzutreffen. Des Weiteren waren Vertreter der AfD anwesend, wie Maximilian Krah, der Mitglied des Bundesvorstands der AfD und Abgeordneter im EU-Parlament ist. Aus dem Kreis der Jugendorganisation der AfD, der Jungen Alternative Brandenburg, fanden sich Mitglieder ein [4].

Teilnehmer der IfS Veranstaltung versteckt sein Gesicht

Teilnehmer der IfS Veranstaltung versteckt sein Gesicht

Wie auch die letzten Male (siehe beispielsweise Zwischenfazit Frühjahrsakademie) klebten Akademie-Teilnehmer*innen die Kennzeichen ihrer Autos ab und entfernten sie neuerdings komplett. Die Polizei sah darin keine Straftat und berief sich damit auf eine Einschätzung der Staatsanwaltschaft Halle. Diese besagt, dass die Autofahrer*innen ihre Kennzeichen nicht abkleben, um einer Strafverfolgung o.Ä. zu entgehen, keine Täuschungsabsicht vorliegt, und dementsprechend kein Sachverhalt gegeben ist, der geahndet werden müsste bzw. könnte. Demnach kam es zu keinen Konsequenzen [5].

Fahrzeug mit abmontiertem Kennzeichen vor dem Veranstaltungsort

Fahrzeug mit abmontiertem Kennzeichen vor dem Veranstaltungsort

Unter den Referenten fand sich der Institutsleiter des „IfS“ Erik Lehnert, der zum Thema „Mythos Geopolitik“ den Eröffnungsvortrag der Sommerakademie hielt. Ein ähnlicher Vortrag wurde von Felix Dirsch unter der Bezeichnung „Geopolitik und Politische Geographie“ abgehalten. Des Weiteren referierte der AfD Politiker Maximilian Krah zum Thema „Energie, Wirtschaft, Umbau: eine Analyse“. Zudem fand ein Gespräch zwischen den „Stammreferenten“ Götz Kubitschek, Erik Lehnert, Felix Dirsch und Dusan Dostanic über Serbien, Armenien und Aserbaidschan statt. Dostanic, als wissenschaftlicher Mitarbeiter des serbischen „IPSA“, referierte „zur Lage Serbiens“. Dostanic trat bereits 2018 bei einer „IfS“-Veranstaltung in Schnellroda als Referent in Erscheinung. Wir hatten uns damals näher mit ihm befasst [6]. Prof. Dr. Hans Neuhoff hielt einen Vortrag mit dem Titel „Ukraine: Eine Lehrstunde der Geopolitik“. Ferner gab es Vorträge zu den Themen „Großraum Europa“, dem Ukrainekrieg und ein Autorengespräch zu Carl Schmitt. Die genannten Vorträge und der Podcast wurden auf dem Youtube-Kanal des „IfS“ veröffentlicht.

Screenshots Youtube Kanal Schnellroda - Referenten Sommerakademie 2022

Screenshots Youtube Kanal Schnellroda – Referenten Sommerakademie 2022

Grundsätzlich wird deutlich, dass das IfS beim Thema „Geopolitik“ in der Tradition deutscher Allmachtsphantasien steht, aber sich an einer ähnlichen Konstruktion wie der „Konservativen Revolution“ versucht, wo man eine faschistische Traditionslinie unter angeblicher Umgehung des NS aufbauen möchte. Wie wenig das funktioniert, zeigt ja schon das Beispiel von Carl Schmitt, der – laut extrem Rechten – das Wunder vollbringt, gleichzeitig „Kronjurist des Dritten Reiches“ und trotzdem komplett anders zu sein. Noch stärker bezogen auf die Geopolitik ist hier Karl Haushofer zu nennen, der ein Vertreter faschistischer Geopolitik in der Weimarer Republik und im NS-Staat war. Haushofer machte seine größten Karrieresprünge nach der Machtübernahme der Nazis, war in den 1940er-Jahren allerdings auch Verfolgung ausgesetzt, sein Sohn wurde 1944 ermordet. Seine Gedanken haben die Nazis inspiriert und vor allem das mörderische „Lebensraum“-Konzept prominent gemacht. Dazu hat er sich als Mittler zwischen den „Achsen-Mächten“ Deutschland und Japan gesehen und aktiv für das Regime gearbeitet. Das „IfS“ versucht ihn natürlich zu einem Denker zu machen, der mit dem NS nichts zu tun gehabt hätte, was völlig falsch und ignorant ist. Tatsächlich möchte man eben von „Lebensraum“ sprechen und braucht dafür einen Kronzeugen. Haushofer ist dafür aber keineswegs geeignet, denn er hat den Nationalsozialismus schon vor der Machtübernahme unterstützt und blieb auch weiterhin für den deutschen Raubkrieg. Nach dem Ende des Krieges brachte er sich um. Wie sehr die „Neue Rechte“ auf geopolitische Konzepte aus dem deutschen Faschismus zurückgreift, sieht man also auch daran – und daran, dass sie sich immer wieder auf Karten beziehen, in denen ihr letztlich doch geliebtes „Deutsches Reich“ weiterhin existiert.

Fotos:
001

Quellen:
[1] https://twitter.com/antifa_bern/status/1567531539981803520
[2] https://twitter.com/IbDoku/status/1567052936215252992?s=20&t=HTIpT4a5fzGN6APK7izMAA
[3] https://twitter.com/IbDoku/status/1567046910539698177?s=20&t=HTIpT4a5fzGN6APK7izMAA
[4] https://twitter.com/IbDoku/status/1567046938163351552?s=20&t=HTIpT4a5fzGN6APK7izMAA
[5] https://padoka.landtag.sachsen-anhalt.de/files/drs/wp8/drs/d1779dak.pdf
[6] https://ifsdichtmachen.noblogs.org/post/2018/08/30/dusan-dostanic-einer-der-redner-der-sommerakademie-2018/

Übersichtskarte Teilnehmer*innen

Übersichtskarte Teilnehmer*innen

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