Das EIKE in Braunsbedra: (Anti-)Klimapolitik für Menschenfeind*innen!

Am kommenden Freitag und Samstag trifft sich das „Europäische Institut für Klima und Energie“ (EIKE), ein pseudo-wissenschaftliches und neurechtes Institut, in Braunsbedra (Saalekreis). Was als 15. Internationale Klimakonferenz angekündigt ist, wirkt aber eher wie ein recht regelmäßiges Treffen der Szene der Leugner*innen der Klimakatastrophe. Auch die Titel der einzelnen Veranstaltungen lassen wenig Überraschendes vermuten und weisen stattdessen darauf hin, dass die Teilnehmer*innen auf die rechte Wirklichkeitskonstruktion eingeschworen werden sollen. So geht es darum, dass der Klimanotstand nur erfunden sei, Sonne- und Windenergie nicht ausgebaut und stattdessen AKWs und Kohlekraftwerke wieder ans Netz gehen sollen. Auch befürchtet man eine Planwirtschaft, steht den neoliberalsten Wirtschaftstheorien nahe und wähnt sich durchaus auch in einer Weltverschwörung. Es ist kein Wunder, dass Nationalismus und völkisches Gedankengut beim EIKE vorkommen, denn der in Jena gemeldete Verein, der seine Gemeinnützigkeit verloren hat, prägt inzwischen die Klimapolitik der AfD. Zahlreiche Mitglieder der faschistischen Partei treten beim EIKE als Expert*innen auf, übernehmen Funktionen und verbinden ihre Positionen bei EIKE mit denen auf AfD-Parteitagen und in Bundestagsreden. Es führt aber an den Realitäten vorbei, wenn man den Begriff der Pseudo-Wissenschaftlichkeit, der auf das EIKE definitiv angewandt werden muss, so versteht, dass die Referent*innen gar nichts mit der organisierten Wissenschaft zu tun haben. Denn das stimmmt zwar für nicht wenige Esoteriker*innen unter den Gästen, aber nicht für alle: Viele konnten ihre offensichtlich sinnlosen Positionen im Gewand deutscher Bildungsbürgerlichkeit so rüberbringen, dass es ihnen teilweise eine Professur an einer echten Hochschule eingebracht hat. Das hindert sie aber nicht daran, immer wieder längst wiederlegte Behauptungen ins Feld zu führen, die eine ganz „natürlich Erwärmung“ der Erde begründen sollen und stattdessen sinistre Motive hinter dem Wunsch nach Klimaschutz vermuten. Wir sehen also: Nur weil es längst widerlegt ist, kann es also durchaus noch Teil des Wissenschaftsbetriebes sein. Wir haben es beim faschistischen IfS gesehen, wo Politikwissenschaftler wie Lothar Fritze, die im sächsischen Staatsauftrag „Extremist*innen“ bekämpfen, darin keinen Widerspruch zu einer eigenen extrem rechten Einstellung sahen. Gerade bei Corona erleben wir formal hochgebildete Leute, die eine Covid19-Erkrankung für eine Strafe Gottes oder eine harmlose Erkältung halten – je nachdem, für welchen politischen Wahn man sich entscheidet. Es geht nämlich selten allein um die Frage, wie man die Tatsache, dass CO2-Emissionen zur Klimakatastrophe führen, begründet bzw. feststellt (oder eben nicht), sondern um die ideologische Ausrichtung der Akteur*innen. So ist es kein Wunder, dass Michael Limburg als Vizepräsident von EIKE auch AfD-Mitglied ist, der international bekannte Klimawandelleugner Nir Shaviv bei der AfD gesprochen hat, Prof. Henrik Svensmark die gesamte Erwärmung mit der Sonnenaktivität begründen will und Dominique Görlitz beim EIKE spricht, aber sich hauptberuflich historische „Fakten“ ausdenkt. Ebenso scheint Wolfgang Merbach als emeritierter Professor der MLU und nun EIKE-Referent es für eine gute Idee zu halten, mit dem Argument, CO2 sei notwendig zum Leben, gegen die Evidenz des menschengemachten Klimawandels ins Feld zu ziehen. Es geht bei den meisten darum, eine reaktionäre Ideologie zu verteidigen, die sich gegen jede noch so zahme Idee einer gesellschaftliche Reform wendet. Eigentlich brauchen wir aber deutlich mehr als das: Auch die Mehrheit der Wissenschaft fordert vielfach zu wenig, sucht nach irgendwelchen marktkonformen Auswegen aus der Klimakatastrophe. Noch deutlicher wird es beim Blick auf die Bundesregierung, die nach den EIKE-Leuten ja quasi eine Öko-Diktatur anstrebt – tatsächlich macht sie fast nichts bzw. nichts, was tatsächlich etwas an den Emissionen ändert. Die Regression der (Anti-)Klimapolitik hat also auf jeder Ebene Unrecht – und muss gerade deshalb mit einer über den Status Quo hinausweisenden Perspektive bekämpft werden!

Protest:
Freitag 25.11.2022 08:00 – 18:00 Uhr – Fabrikstraße Braunsbedra
Facebook Veranstaltung: https://www.facebook.com/events/1291559568347477/

Samstag 26.11.2022 – 08:00 – 14:00 Uhr – Fabrikstraße Braunsbedra
Facebook Veranstaltung: https://www.facebook.com/events/3283472291868638/

Weitere Infos:
https://klima-lsa.de/

Dieser Beitrag wurde unter General veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.