Seit Jahren gehört der Opfermythos, also die Erklärung wie sehr die Faschist*innen in Schnellroda verfolgt und verkannt würden, zum jammernden Grundtenor von Kubitscheks Abhandlungen. Bei dieser Akademie hat es aber eine neue Qualität erreicht, die mit der Krise des IfS zusammenhängt. Diese besteht darin, dass sowohl die ersehnte völkische Revolte ausbleibt als auch der Aufstieg in der AfD. So wurde IfS-Dauereröffner Lehnert aus der Desiderius-Erasmus-Stiftung (AfD-nahe Stiftung) rausgeschmissen und auch sonst blieb der große Durchbruch aus.
Deshalb geht es in der Ankündigung zur Sommerakademie auch nicht nur am Ende darum, wie schlimm Antifaschist*innen seien, sondern es fängt damit an, dass die “Lage 2021” allgemein beklagt wird: Alle seien verrückt geworden, die “Neue Rechte” sei müde und ausgebrannt und Angst mache sich breit. Damit wollte Kubitschek wohl nicht nur seinen Sommerurlaub rechtfertigen, sondern auch ein wahrscheinlich sehr lahmes Vortragsprogramm gegenüber andere verzweifelten Faschist*innen schmackhaft machen.
Die Diagnose ist klar: In den letzten Jahren ging man auf rechter Seite davon aus, dass es Bergauf geht. Geld, Einfluss, Homestories, Buchverkäufe, Podiumsdiskussionen, selbsternannte Leuchtturm-Projekte – der Terminkalender in Schnellroda war voll. Heute gibt es immer noch viel zu viele Menschenfeind*innen, faschistische Strukturen und einflussreiche rechte Propaganda, aber es hat Kubitschek und der “Neuen Rechten” eben noch nie gereicht, dass Geflüchtete im Stich gelassen und in die Tod getrieben werden – dort ging es immer um den faschistischen Umsturz, der ihnen in der gewünschten Form aber nicht einmal mehr in Sachsen-Anhalt greifbar scheint.
Das sorgt aber leider nicht dafür, dass wir unsere Aufmerksamkeit vom IfS ablenken lassen sollten: Denn auch wenn es dort zum Glück lange nicht so schlecht lief, so weist die Ankündigung der Sommerakademie doch selbst auf die Gefahr verzweifelter Nazis hin: Die faschistische Hoffnungslosigkeit hat sich – angeheizt von genau den Werken der Neuen Rechten aus Schnellroda – schon viel zu oft in eine konkrete Tat verwandelt. Die Option wird sogar angedeutet: Wieso nicht losziehen und gegen den “unsichtbaren Feind” kämpfen? Die Folge dieser Überzeugung kennen wir: Rechter Terror in Halle, in Christchurch, in Oslo, Utoya und an vielen weiteren Orten.
Auch deshalb rufen wir zur antifaschistischen Demonstration am 17.09.2021 um 17:30 Uhr in Schnellroda (Saalekreis) auf. Kommt mit und sorgt dafür, dass die Faschist*innen sich nicht ungestört ihren potentiell tödlichen Untergangsfantasien hingeben, sich vernetzen und weiter ideologisieren können! Kämpft mit uns dafür, dass Schnellroda kein sicherer Ort für rechte Propaganda ist!
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