Am vergangenen Wochenende fand erneut die „Sommerakademie“ des sog. Instituts für Staatspolitik in Schnellroda statt. Erneut wollten wir zu diesem Anlass unseren Protest gegen dieses faschistische Vernetzungstreffen in die Öffentlichkeit tragen. Dabei stellte sich auch für uns die Frage, wie wir dies unter den Bedingungen der Covid 19-Pandemie gestalten können. Wir entschlossen uns daher gegen das bisherige Konzept bestehend aus Kundgebungen und Demonstration zugunsten zweier Infostände vor dem Veranstaltungsort – das Gasthaus „Zum Schäfchen“. Außerdem versuchten wir den Protest ein wenig zu entzerren, so dass wir diesmal an zwei Tagen, Freitag und Sonnabend, vor Ort protestierten.
Am Freitagabend folgten rund 25 Menschen unserem Aufruf und demonstrierten gegen den Auftakt der „Sommerakademie“. Auf unserer Kundgebung wurden die Redebeiträge der Initiative 9. Oktober Halle und des SDS Halle verlesen sowie unser eigener Beitrag gehalten.
Am Samstagnachmittag protestierten wir mit 50 Menschen erneut gegenüber des Veranstaltungsortes. Hier hielten die Gruppe Utopie und Praxis sowie der Stura der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg weitere Redebeiträge. Während einer Transpiaktion vor dem Schäfchen thematisierten wir in einem Beitrag Erfahrungen geflüchteter Menschen und das mit der europäischen Abschottungspolitik verbundene Elend.
An beiden Tagen wurden unsere Kundgebungen von einem hohen Polizeiaufgebot begleitet, das skurril anmutete. So wurde der Veranstaltungsort der extrem rechten Veranstaltung von teilweise zwei Reihen an Polizeifahrzeugen abgeschirmt.
Für die Faschist*innen selber hatte Götz Kubitschek die Order ausgegeben, dass diese nicht vor das „Schäfchen“ treten sollen. Beinahe absurd war dann, dass Kubitschek am Samstag Fenster mit bereits auf der Buchmesse genutzten Schildern verrammelte. Ironischerweise war es dann auch Kubitscheks Sohn Wieland, der sich ebenso wie der Jungfaschist Roman Möseneder aus Österreich nicht an die Order hielt und immer wieder das „Schäfchen“ verließ, um Platzhirsch zu spielen, was jedoch eher lächerlich wirkte. Trotzdem entfiel diesmal für die Faschist*innen das eigentlich obligatorische Hin-und-her-Spazieren zwischen dem Zweiseitenhof Kubitscheks und dem Gasthaus. Auch die Sporteinheit am Sonnabend entfiel diesmal.
Erstmals wurde vor der „Sommerakademie“ das Programm nicht öffentlich kommuniziert. Dies scheint, neben der durch unseren Protest hergestellten Öffentlichkeit, durch die Beobachtung durch den bundesdeutschen Verfassungsschutz motiviert gewesen sein. Bekannte Referent*innen an dem Wochenende sind die hauseigenen Autor*innen Benedikt Kaiser, Erik Lehnert, Götz Kubitschek, Bettina Gruber-Schelle und Dirk Alt. Ansonsten referierten der Identitäre Roland Moritz, Jochen Lober und Dimitrios Kisoudis.
Dass die Referent*innen auf den Akademien nicht so wichtig sind, zeigt die Rezeption des Vortragsprogramms in den Sozialen Medien. Dort zeigen sich die Faschist*innen eher angeödet von den Vorträgen, dagegen wird der Vernetzungscharakter der Akademien herausgestellt.
Wir als „Kollektiv IfS dichtmachen“ zeigen uns zufrieden mit den Protesten gegen die „Sommerakademie“ am letzten Wochenende. Trotz der Pandemiesituation gelang es uns diesen zum ersten Mal an zwei Tagen in die Öffentlichkeit zu tragen. Durch viele Redebeiträge konnten wir zudem auch wieder inhaltliche Arbeit gegen die neurechte Ideologie leisten. Wir bedanken uns daher bei allen Teilnehmer*innen sowie den Gruppen, die den Protest mit einem Redebeitrag unterstützten.