
Am Samstag den 05.07.2025 haben wir zum Protest gegen das Sommerfest von Götz Kubitschek und Co in Schnellroda aufgerufen. Unserem Aufruf folgten mehr als 75 Demonstrierende und versammelten sich vor dem Gasthof „Zum Schäfchen“, um das Vernetzungstreffen von rund 600 erwarteten extrem Rechten zu stören und kritisch zu begleiten. Mit lauten Rufen wie „Es gibt kein Recht auf Nazipropaganda“ wurde auf die Verbreitung von menschfeindlichem Hass und Hetze aus dem „Verlag Antaios“ aufmerksam gemacht. Zu Beginn wies die Polizei die Demonstrierenden darauf hin, dass medizinische Masken, Kopfbedeckungen und Sonnenbrillen als rechtswidrige Vermummung gelten würden.
Die wiederum oftmals vermummten Rechten liefen frei zwischen dem Gasthof und dem Verlag bzw. Kubitscheks Privathaus herum, während der Protest größtenteils hinter einer Absperrung stattfand.
Spannende Redebeiträge von Gruppen aus Leipzig, Sachsen-Anhalt und Wien wechselten sich mit Musik und engagierten Sprechchören ab, bevor sich der Demozug in Bewegung setzte um im gesamten Ort Präsenz zu zeigen. Der Demozug, vorbei am „Verlag Antaios“ verlief glücklicherweise ohne Vorkommnisse, jedoch unter Beobachtung der Rechten vor dem Verlag. Danach kam es, wieder hinter der Absperrung angekommen, zu erneuten Provokationen der extrem Rechten. Diese kamen direkt vor die Absperrung, Handgreiflichkeiten gipfelten in einem kaputten Regenschirm der Demonstrierenden. Die Polizei wurde daraufhin explizit aufgefordert einzugreifen, wobei die Rechten lediglich erfolglos ermahnt wurden. Dass das „Schutzkonzept“ der Polizei, den antifaschistischen Gegenprotest hinter Hamburger Gittern ohne weiteren Polizeischutz den Angriffen der extremen Rechten auszusetzen, gescheitert war, muss allen Beteiligten klar geworden sein. Auffällig negativ war das penetrante Filmen einiger extrem Rechter, die andauernd versuchten die Demonstrierenden aufzunehmen. Beunruhigend angesichts der Tatsache, dass nach unseren Informationen Pressevertreter*innen, die unserem Aufruf zur kritischen Berichterstattung gefolgt waren, von der Polizei überprüft und deren Daten gesammelt wurden. Aktuell kursieren in den sozialen Medien Forderungen der Faschist*innen, diese Liste für weitere Einschüchterungen und Klagen zu nutzen. Dieser direkten Angriff auf die Pressefreiheit mit der mutmaßlichen Unterstützung der Polizei muss sofort gestoppt werden!
Darüber hinaus gab es bei der Anreise der Teilnehmer*innen des Sommerfests einen Angriff auf einen Journalisten, bei dem Teile seiner Ausrüstung beschädigt wurden. Schon im Vorfeld hatte Kubitschek dazu aufgefordert, dass man ihm „das Schubsen überlassen“ sollte und dementsprechend erfolgte der Angriff mutmaßlich aus den Reihen der Familie Kubitschek oder ihrer Vertrauten. Auch beim Presseschutz hatte die Polizei an diesem Tag aus unserer Sicht völlig versagt. Unsere volle Solidarität und Dank gilt den Angegriffenen und allen Pressevertreter*innen, die trotz widrigster Umstände vor Ort waren!
Insgesamt hat der Protest einerseits deutlich gemacht, dass die Gefahr trotz ständiger Versuche der Selbstverharmlosung weiterhin von der extremen Rechten ausgeht und eine zunehmende Gewaltbereitschaft der Rechten beim Sommerfest festzustellen war. Während die Teilnehmer*innen der faschistischen Veranstaltungen früher oftmals dazu aufgefordert wurden, in den Gebäuden zu bleiben und keine Aufmerksamkeit zu erregen, mussten wir dieses Jahr eine noch größere Bereitschaft auf Gegenprotest und Presse loszugehen erleben, die obendrein wie oben erwähnt im Vorhinein von Kubitschek angekündigt wurde. Die Rechten wollten die Macht ausstrahlen, die sie sich durch die Erfolge der AfD erhoffen und gaben einen sehr kleinen Vorgeschmack darauf, was sie politisch umsetzen wollen – politisch Andersdenkende darf es in ihrer völkischen Gesellschaft nicht geben.
Gleichzeitig hat die Demonstration gezeigt, dass viele Menschen das Geschehen in Schnellroda kritisch beobachten und öffentlich kritisieren und damit deutlich machen, dass es kein ruhiges Hinterland für Rechte gibt. Denn das ist auch ein Ergebnis der rechten Angriffe auf den Gegenprotest: Anders als häufig von Kubitschek behauptet, ist man eben nicht über antifaschistische Kritik erhaben. Beim Sommerfest hat die reine Existenz emanzipatorischer Positionen dazu ausgereicht, insbesondere einige Identitäre, für mindestens zwei Stunden vom Verlagsprogramm abzuhalten. Es wurde zum Teil also lieber gepöbelt als den Vorträgen beizuwohnen, die sich auch in diesem Jahr hinsichtlich der Inhalte und der Referent*innen nicht vom faschistischen Einheitsbrei der Vorjahre abgehoben haben.
Bündnis will erneut gegen Sommerfest von Kubitschek und Co. in Schnellroda protestieren https://www.mz.de/lokal/merseburg/bundnis-will-erneut-gegen-sommerfest-von-kubitschek-und-co-in-schnellroda-protestieren-4077612
Eingebürgerte Deutsche: Deportieren oder ghettoisieren https://www.nd-aktuell.de/artikel/1192360.neue-rechte-eingebuergerte-deutsche-deportieren-oder-ghettoisieren.htmlDrama
Drama auf dem Rittergut https://jungle.world/artikel/2025/28/antaios-sommerfest-remigration-konflikt-krah-sellner-drama-auf-dem-rittergut
Zündstoff in Schnellroda https://ostachse.com/schnellroda/
Friedlicher Protest von insgesamt 130 Teilnehmern https://www.mz.de/lokal/merseburg/friedlicher-protest-von-insgesamt-130-teilnehmern-4078370
Sommerfest der selbsternannten „Neuen Rechten“ in Schnellroda (mit umfangreicher Bildstrecke) https://recherche-nord.com/gallery/2025.07.05.html