Klischeehafte Tupper-Partys sind nichts dagegen: „Inhaltsreiche, unbeschwerte und frohe Tage“ verspricht der faschistische Propagandist Kubitschek den Gästen des Sommerfestes, welches das selbsternannte Institut für Staatspolitik (IfS) am 8. und 9. Juli im Dorf Schnellroda (Saalekreis) veranstalten will.
Aber das ist noch nicht alles: Um am Ende auch froh werden zu können, sollen sich Interessierte sputen und so kokettiert er, wie z.B. jedes gute Schnellballsystem, mit der Dringlichkeit und suggeriert, dass das Sommerfest völlig überlaufen wäre – frühes Buchen täte also Not.
Zuletzt wird sich selbst gefragt, welche großen Stars der extremen Rechten denn zu erwarten wären. Die Antwort folgt auf dem Fuße: Martin Sellner, Martin Semlitsch, Maximilian Krah, Hans-Thomas Tillschneider, Simon Kießling, Benedikt Kaiser, Ellen Kositza und Erik Lehnert seien zu erwarten.
Sowohl aufmerksame Antifaschist*innen als auch sich intellektuell gebende Faschos wissen spätestens jetzt: Es gibt also nichts Neues. Der einzige, der nicht zum absoluten Stamminventar des IfS gehört, ist Simon Kießling. Er ist aber ebenfalls beim Verlag Antaios gelistet und sorgt sich in dem dort erscheinenden Kaplaken-Band über den „Volkstod“. Alle anderen sind bei jeder Sommer- bzw. Winterakademie des IfS zugegen, präsentieren die immer gleichen Thesen, gehören zum völkischen Netzwerk um Björn Höcke (ehemals „der Flügel“ in der AfD) oder gleich fest zum IfS, wie etwa Erik Lehnert, der jede rechte Veranstaltung in Schnellroda salbungsvoll eröffnen muss.
Die Feste sind auch Selbstvergewisserung der extremen Rechten, die in Person von Kubitschek sehr gereizt auf die VS-Einstufung des IfS als „gesichert rechtsextrem“ reagiert hat. Während sich der Verfassungsschutz stets selbst disqualifiziert und gut 20 Jahre zu spät dran ist, gibt es in Schnellroda Bedenken. Aufgrund der Einstufung sorgt man sich darum, dass der Kontakt zu reaktionären Bildungsbürger*innen, die sich nicht gerne in Verbindung mit der extremen Rechten sehen, erschwert werden könnte. Demensprechend würde die Scharnierfunktion, die das IfS erfüllt, zwischen aktionistischen Neo-Nazis, Identitären, Burschis, AfDler*innen und rechten Pseudo-Wissenschaftler*innen beeinträchtigt werden. Deshalb bleibt man in Schnellroda inzwischen lieber unter sich und bewirbt Veranstaltungen, wie etwa die Feier zum Jubiläum der hauseigenen Publikation „Sezession“, nicht einmal mehr öffentlich (genau wie vorher bereits das Preußenfest, über das wir berichtet haben). Man möchte unter sich bleiben, um weiterhin diejenigen anzusprechen, die den Verfassungsschutz sonst mit Freuden auf die Linke und Antifaschist*innen hetzen und sich (nicht zu Unrecht) auf der Seite der Sicherheitsbehörde verorten.
Hier muss unser Protest ansetzen: Mit unserem Widerstand vor Ort zeigen wir, dass die Vernetzung von Faschist*innen untereinander gefährlich ist und dass es an Antifaschist*innen ist, diese zu stoppen. Auf Behörden können wir uns dabei nicht verlassen. Also rufen wir dazu auf, am 08. Juli 2023, um 14 Uhr nach Schnellroda zu kommen. Es gibt kein ruhiges Hinterland!