AfD, Sezession und die Frage nach der Kriegsschuld

Wir möchten uns anlässlich der kommenden Sezessionsausgabe [1] mit einem der dort vertretenen Autoren Stefan Scheil beschäftigen. Der AfD-Politiker und studierte Historiker publiziert seit etwa 2002 im Umkreis der sog. „Neuen Rechten“. Durch seine Schriften zieht sich der Versuch die Kriegsschuld Deutschlands und so auch die mit dieser verbundenen Shoa zu relativieren. Scheil ist Anhänger der sogenannten Präventionskriegsthese. Kern dieser ist die Behauptung, dass Deutschland in den Zweiten Weltkrieg getrieben wurde. Grundlegende Gedanken lassen sich kurz anhand dreier im Antaios-Verlag erschienener Hefte skizzieren. In „Polen 1939“ führt er aus, dass es sich endlich nicht um einen deutschen Angriffskrieg gehandelt habe, sondern Deutschland und Hitler nur auf die „Aggressivität der Polen“ reagierten. Das reaktive Verhalten Deutschlands im Zweiten Weltkrieg möchte Scheil schließlich auch in „Präventivkrieg Barbarossa“ und „Weserübung gegen Operation Stratford“ nachweisen, wo in letzterem Text die Deutschen mit der Besetzung Skandinaviens den Alliierten „zuvorgekommen seien“, was den expansiven Charakter der nationalsozialistischen Ideologie und der Exekution im 2. Weltkrieg vollkommen negiert. Scheil setzt die „Unschuld“ Deutschlands bei all den Texten voraus und versucht diese, quasi ahistorisch, mit historischen Daten zu belegen, was ihm, der ideologischen Prämisse entsprechend, auch „gelingt“.


Im Text der neuen Sezessions-Ausgabe, aber auch auf einem sog. Kongress des „Instituts für Staatspolitik“, der Anfang Juni in Magdeburg stattfinden wird, soll es jedoch diesmal nicht um den historischen Zeitraum des 2. Weltkriegs gehen, sondern um, anlässlich der 100. Jährung, den Frieden von Versailles. Auch dies ist kein thematisches Neuland für Scheil, bereits 2009 schrieb er in der völkischen Postille „Junge Freiheit“ einen Kommentar, in dem er den Frieden nach dem von Deutschland initiierten 1. Weltkrieg als „Elitenversagen“ verstanden wissen wollte, eine ideologische Position aus der auch die Nationalsozialisten, wenngleich nicht nur, in der „Weimarer Republik“ agitierten. Es steht zu befürchten, dass der Artikel in der Sezession die Erzählung fortführen wird, die zumindest gedankenlogisch auch den Bogen zu seinen Schriften über den 2.Weltkrieg schlagen kann, wo das dort propagierte reaktive Verhalten gut dem empfundenen Opferstatus nach einem verlorenen und selbst angezettelten Welltkrieg, der dem Frieden von Versailles ja vorausging, gegenübergestellt werden kann.


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