Zu den rechtsextremen Verlagen bei der „Werkstatt Europa“ – 16.03.2019 Halle(Saale)

Auch wenn hier in diesem Text ein Licht auf die einzelnen Verlage geworfen werden soll, die sich auf der „Werkstatt Europa“ im IB-Haus präsentieren, so liegen die tatsächlichen Unterschiede zwischen ihnen doch eher im PR-Bereich. Auch wenn die Rechtsextremen gerne behaupten, dass es eine vielstimmige, diverse „Mosaik-Rechte“ gäbe, hängen die Verlage so eng zusammen, dass man ihre Unabhängigkeit eher bezweifeln kann. Vielmehr versuchen eine Handvoll Faschist*innen damit krampfhaft, die personelle Stärke zu illustieren, die sie nicht haben. Deshalb finden sich etliche Autor*innen, die bei allen Verlagen erschienen sind und man bezieht sich beständig aufeinander. So ist der hier nicht näher thematisierte „Jungeuropa-Verlag“ ein Projekt von Philip Stein, der als Bewegungsunternehmer auch Chef des Netzwerkes „Ein Prozent für unser Land“, Sprecher der rechtsextremen Deutschen Burschenschaft und regelmäßiger Gast beim „Institut für Staatspolitik“ (IfS) ist. Darüber hinaus gibt er dem Antaios-Blatt „Sezession“ Interviews, schreibt selbst für den Verlag und wird vom Renovamen Verlag beworben. Diese rechtsextreme Selbstbespaßung ist also vor allem Illusion oder die Bedienung unterschiedlicher Zielgruppen – inhaltlich passt zwischen die Verlage kein Blatt.

 

Verlag Antaios

Der Verlag Antaios wurde im Jahr 2000 gegründet. Er wird von Götz Kubitschek geleitet und ist ansässig im sachsen-anhaltischen Schnellroda. Antaios gilt als hauseigener Verlag des IfS mit seiner angegliederten Zeitschrift, der „Sezession“. Ihre Protagonisten beschreiben das „Institut für Staatspolitik“ gerne als „rechte Denkfabrik“. Tatsächlich ist die Organisation ein wichtiger Knotenpunkt im extrem rechten Netzwerk. Seinem Selbstverständnis nach ist der Verlag Teil  der neurechten Strategie der „Metapolitik“. Dahinter verbirgt sich der Versuch, für  die gesellschaftliche Debatte rechte Themen zu besetzen und Begriffe zu prägen, die dann nach und nach in Medien  und Politik Verwendung finden sollen. Ein solcher Begriff ist beispielsweise der vom sogenannten „großen Austausch“ also der These,  die Regierungen Westeuropas und der USA arbeiteten strategisch an einem Prozess  des Austausch der Bevölkerung durch islamisch geprägte Migrant*innen. Der Verlag Antaios veröffentlichte zunächst nur Theoriebücher zur Ideengeschichte der Neuen Rechten. Nach und nach wurde das Spektrum der Publikationen erweitert. Im vergangenen Jahr konnte der Verlag mit der Herausgabe des als antisemitisch eingeschätzten Buches „Finis Germania“ von Rolf-Peter Sieferle an Bekanntheit gewinnen, nachdem dieses auf der Liste des SPIEGEL „Sachbücher des Monats“ erschien. Auf der Frankfurter Buchmesse wurden neben Sieferles Buch auch ein autobiographischer Text des österreichischen IB-Kaders Martin Sellner sowie eine Art Handbuch zur „Identitären Bewegung“ vorgestellt. Mario Müller, der Autor des letztgenannten Werkes, ist ein führender Kader der „Identitären Bewegung“ in Halle. Im Verlag Antaios erscheint seit 2003 die Zeitschrift „Sezession“. Sie versteht sich als theoretisches Selbstverständigungs- und Debattenorgan eines Teils der „rechtsintellektuellen“ Szene in Deutschland. Die zweimonatlich erscheinende Zeitschrift verbindet inzwischen vermeintliche Theoriedebatten mit dem Aspekt der Vernetzu
ng unterschiedlicher rechter Akteure aus Identitärer Bewegung und AfD. Entsprechend breit ist die Autorenschaft aufgestellt. Kader der Identitären schreiben ebenso, wie rechtsintellektuelle Publizisten oder Mitarbeiter der sachsen-anhaltischen AfD-Landtagsfraktion. Aber ebenso Geschichtsrevisionisten, die behaupten, dass der 2. Weltkrieg nicht von Deutschland begonnen wurde sowie der eine  moderne Rassenkunde vertretende Andreas Vonderrach finden dort ihre publizistische Heimat.  Die Auflage der Zeitschrift ist marginal. Der Kreis ihrer Leser- und Rezipientenschaft reicht jedoch bis in die Feuilletons der deutschsprachigen Presse, die die menschenverachtende Propaganda teilweise verharmlost. Innerhalb der Bandbreite der deutschsprachigen rechten Verlage ist Antaios gemessen an seiner Größe und seinem mutmaßlichen Umsatz nicht der größte rechte Verlag. Aber er ist im Moment der rechte Verlag mit der größten medialen Reichweite.

 

Renovamen Verlag

Der Renovamen Verlag zeigt seine rechtsextreme Bündnisfähigkeit sehr offen und weist direkt auf der Homepage auf andere Verlage hin, die die gleichen oder ähnliche Bücher vertreiben würden. Hier finden sich dann natürlich auch die anderen Namen, wie der Jungeuropa Verlag, das IfS, der Verlag Manuscriptum, der Verlag Antaios oder der Ares Verlag, der nicht nur den verschwörungsideologischen ehemaligen Chef des Thüringer Verfassungsschutzes Helmut Roewer im Programm hat, sondern auch Unterstützer der NPD. Der Renovamen Verlag selber hat sich scheinbar auf die Zielgruppe rechtsextremer und fundamentalistischer Christ*innen spezialisiert, da die meisten Texte und Bücher einen Bezug zur katholischen Kirchen und zum Glauben aufweisen. Dabei geht es allerdings keineswegs um theologische Abhandlungen oder um Glaubensfragen im engeren Sinne, sondern vor allem um rechtsextreme Hetze. In den Büchern „Der verlorene Hirte“ oder „Der Diktator Papst“ geht es beispielsweise gegen den aktuellen Papst, der absurderweise als zu liberal erscheint. Hier sollen „aufrechte Katholiken“ – die auch Götz Kubitschek schon als Zielgruppe ansgesprochen hat – gegen die von der Kirche angeblich geduldete „Überfremdung“ und den Verfall der Sitten in Stellung gebracht werden. Auch möchte man sich litererarisch gegen den Einfall fremder Glaubensrichtungen rüsten (J. Tschudinowa: „Die Moschee Notre-Dame. Anno 2048“) und warnt vor der Bedrohung des Christentums durch muslimische Invasoren, die man stattdessen bekämpft sehen möchte.

 

Verlag Manuscriptum

Der Verlag Manuscpritum war unsprünglich nur der Nebenverlag des Manufactum-Versandhauses und sollte die Produkte bewerben. Seit 2008 sind Verlag und Versandhaus allerdings getrennt, weshalb sich ersterer – angeleitet durch den Manufactum-Gründer Thomas Hoof – politischen Themen zuwandte. Nun bewirbt der Verlag vor allem Werke antisemitischer, rassistischer und faschistischer Autor*innen und hat sich perfekt in das Netzwerk des rechtsextremen Verlagswesens eingepasst. Man huldigt Oswald Spengler („Der Untergang des Abendlandes“), bewirbt Werke von Alexander Gauland („Die Deutschen und ihre Geschichte“) und Bände der AfD-nahen und von Erika Steinbach geleiteten Desiderius-Erasmus-Stiftung („Nachdenken für Deutschland“). In der Liste der Autor*innen begegenen einem dann fast zwangsläufig Namen, die bereits beim faschistischen IfS und bei Antaios en vogue sind, wie beispielsweise Eberhard Straub, Rolf Peter Sieferle oder Stefan Scheil. Letzterer sieht seine Aufgabe darin, das Deutsche Reich von der Hauptverantwortung im Ersten Weltkrieg zu befreien und sucht nach der „Schuld der Sieger“. Aber auch Björn Höcke, der offen rassistisch-biologistische Positionen vertritt und das Holocaust-Denkmal für eine „Schande“ hält, ist mit dem Interview-Buch „Nie zweimal in denselben Fluss“ vertreten. Der starken Verzahnung von Manuscriptum in der extremen Rechten folgend, haben sich viele aufgeführte Autor*innen auch an der „Gemeinsamen Erklärung 2018“ beteiligt, die migrationsfeindliche Positionen stärken sollte und als Kooperationsprojekt rechts-konservativer und rechtsextremer Prominenter gesehen werden kann.

 

Jungeuropa Verlag

Der Jungeuropa Verlag wurde 2016 von Philip Stein, dem ehemaligen Sprecher der extrem rechten Deutschen Burschenschaft, gegründet. Philip Stein ist zudem Chef von „EinProzent“, was als Vernetzungsplattform für die „neurechte Szene2 fungiert. Seine Nähe zur Identitärenn Bewegung ist da fast obligatorisch. Wie auch der Antaios-Verlag besitzt der ursprünglich in Dresden beheimatete Verlag ein Büro im Nazihaus der Identitären. Das Verlagsprogramm besteht vor allem aus Neuauflagen faschistischer und antisemitischer „Klassiker“. So gehört etwa das Buch „Die Unzulänglichen“ von dem französischen Faschisten Pierre Drieu la Rochelle oder mehrere Bücher Dominique Venners, der einer rechtsextremen Terrororganisation angehörte und sich 2013 wegen der gleichgeschlechlichen Ehe selber erschoss. Zuletzt wurde das von dem ehemaligen Neonazikader der „NS-Boys“ Benedikt Kaiser verantwortete Heftlein „Marx von rechts“ herausgegeben, was inhaltlich viel „rechts“ bereithielt, dafür jedoch umso weniger Marx. Neben der eindeutig als faschistisch zu bezeichnenden Verlagslinie lässt sich festhalten, dass er vor allem zur szeneinternen Auftragsbeschaffung dient. So finden sich dort als Übersetzer und Lektoren Personen die ansonsten für Antaios schreiben oder arbeiten.

 

Fazit

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass bei dem Verlagstreffen für jeden Rechtsextremen was dabei ist. Für den Anhänger antisemitischer Verschwörungstheorien ebenso wie für die Geschichtsrevisionistin, die meint Hitler hätte einfach mehr Bismarck lesen sollen, um den Krieg mit der Wehrmacht gewinnen zu können. Auch paranoide Rassist*innen, die meinen aufgrund von Geflüchteten würden die Deutschen aussterben bis zum identitären Schläger, der Mario Müllers „Kontrakultur“ für ein Fachbuch hält, wird allen etwas geboten. Aus unserer Pespektive bleibt daher vor allem dies deutlich zu benennen und ihnen den heutigen Tag soweit wie möglich zu vermiesen.
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