Rückblick: Shake it up! Die Verhältnisse zum Tanzen bringen – 21.04.2018 in Schnellroda

Am Samstag, dem 21.4. veranstalteten wir, das Kollektiv „IfS dichtmachen“, einen Aktionstag in Schnellroda im Saalekreis. Bekanntermaßen befinden sich dort in einem Rittergut, bzw. sollte man eher von einem Dreiseitenhof sprechen, vereint der Verlag Antaios, das „Institut für Staatspolitik“ und der Wohnsitz der Familie Kubitschek. Unser Ziel ist es, darauf aufmerksam zu machen, dass in diesem unscheinbaren Dorf ein ideologischer Knotenpunkt der „Neuen Rechten“ ansässig ist und wo eine menschenfeindliche Ideologie entwickelt wird, die in ihrer Konsequenz den Tod für nicht in die deutsche Volksgemeinschaft passende Personen bedeutet. Gleichzeitig ist es uns wichtig zu betonen, dass die in Schnellroda und Umgebung lebenden Menschen keineswegs alle geschlossen hinter Kubitschek stehen, sondern dass es dort auch Leute gibt, die sich gegen den braunen Mist stellen wollen. Dementsprechend wollen wir – eingedenk der Probleme des ostdeutschen Hinterlandes – diese emanzipatorischen Einstellungen unterstützen. Mit dem Aktionstag wollten wir zudem aus der Abhängigkeit der Proteste von rechten Veranstaltungen im Dorf (z. B. die „Akademien“) ausbrechen und selbst zu den Aktiven werden, wodurch Götz Kubitschek in Zugzwang gebracht werden sollte.
Der Tag, der uns glücklicherweise wunderbares Wetter bescherte, begann mit dem Aufbau, wobei bereits währenddessen u. a. Ellen Schenke durch das Veranstaltunsgelände joggte, um ganz „unauffällig“ unsere Fortschritte zu beobachten. Nachdem dann die ersten Besucher*innen mit Auto und Bus oder aus dem Dorf angekommen waren, startete die Veranstaltung offiziell mit einer Filmvorführung sowie einem gemeinsamen Vortrag von Kick them out und uns. Letzterer war erfreulicherweise gut besucht und weckte auch das Interesse von ortsansässigen Menschen. Danach folgte eine Demonstration durch die Ortschaft, wobei wir diesmal durch die Banda Internationale unterstützt wurden. Durch ihre fröhliche und kraftvolle Musik wurden viele Anwohner*innen aus ihren Häusern gelockt und es konnten Berührungsängste zur antifaschistischen Demonstration abgebaut werden. Leider können wir nicht vollends positiv auf die Demonstration zurückblicken, da während der vorgeblich unpolitischen Bierverkostung im „Schäfchen“ eine Gruppe, die der lokalen Neonaziszene zuzuordnen ist, versuchte die Demonstration zu provozieren und auch Morddrohungen gegenüber einem Teilnehmer unserer Demonstration äußerte. Der Vorfall wurde im Anschluss zur Anzeige gebracht, wobei die Polizeibeamt*innen versuchten ebenfalls dem Opfer eine Mitschuld zu geben. Einer solchen Täter-Opfer-Umkehr möchten wir aufs deutlichste widersprechen und zeigen uns solidarisch mit dem betroffenen Genossen.

Trotzdessen begannen nach der Demo die Bands mit ihren musikalischen Beiträgen, die sich an viele verschiedene Musikgeschmäcker richteten. So beehrten uns folgende Bands auf der Bühne: S.U.F.F., Strom & Wasser, Banda Comunale, Todeskommando Atomsturm, KAFVKA und Kobito. Zusammenfassend können wir sagen, dass gerade während diesem Teil unserer Veranstaltung eine sehr entspannte Stimmung herrschte und auch bis zum Ende um 23 Uhr mehr als 50 Personen die Konzerte genossen.

Als Fazit können wir festhalten: Über den Tag beteiligten sich etwa 150 Personen an unseren verschiedenen Veranstaltungsformaten, wobei gerade am Nachmittag viele neugierige Anwohner*innen unser Angebot wahrnahmen. Und dies trotz der parallelen Veranstaltung in Ostritz. Auch mit unserer Demonstration konnten wir, obwohl es die zwischenzeitliche Bedrohungssituation gab, einen positiven Impuls setzen, so erhielten wir viele ermutigenden Rückmeldungen von den beobachtenden Anwohner*innen. Ein besonderes Highlight waren für uns die anschließenden Auftritte der Bands, die auch die politische Bedeutung ihres Engagements vor Ort betonten. Jedenfalls lockten zudem die Konzerte Menschen von vor Ort an, deren Kinder sich gleichzeitig auf der Hüpfburg amüsieren konnten. Ebenso zogen die Stände von der Antifaschistische Herzigkeit und Rage & Love viel Interesse auf sich.

Auch wenn Kubitschek in zwei Beiträgen, jeweils vor und nach unserer Veranstaltung betonte, wie egal ihm das Ganze ist, konnte er anscheinend nicht darauf verzichten seine minderjährigen Kinder vorbeizuschicken. Noch skurriler war unserer Meinung nach die Kommentierung unserer Veranstaltung auf Twitter, wo zum Teil völlig realitätsferne Teilnehmerzahlen kommuniziert wurden. Dazu passt, dass Kubitschek sich hinsichtlich unserer Veranstaltung in wüsten Verschwörungstheorien ergötzte.

Wir konnten also erfolgreich ein Fundament, welches wir in den letzten Jahren aufgebaut haben, verfestigen und werden in Zukunft darauf aufbauen. Wie wir in unserem Redebeitrag betonten, ist es keine unumgängliche Bestimmung, dass Schnellroda der Sitz eines rechtsextremen Verlages und Möchtegernritters ist.

Zuletzt bleibt nur noch ein riesiges Dankeschön an alle Helfer*innen, Unterstützer*innen und Bands, ohne die wir den Tag nicht hätten realisieren können. In diesen Zeiten tut es gut, so viel Solidarität zu erleben.

Bitte teilt uns auch euer Feedback mit, damit wir in Zukunft unseren Protest weiter verbessern können.

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